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Kim Kaborda

Kim Kaborda

Für ein Jahr durfte ich das Designkollektiv Brave New Alps und die Gemeinschaftsakademie La Foresta im Rahmen eines Erasmus+-Traineeships begleiten. Mittels zivilgesellschaftlichen Engagements entsteht am Bahnhof in Rovereto ein Raum für Partizipation, Kollaboration, nachhaltige Innovation und so viel mehr.

La Foresta – accademia di comunità ist ein Netzwerk an Initiativen, Vereinen und Bürgern in einem Gebäude am Bahnhof von Rovereto, Italien. Verschiedene Gruppen der Region können den Raum auf Anfrage nutzen. Regelmäßige Veranstaltungsformate wie Ecolab, eine Reihe von Workshops zum Thema Reparatur und Lebensmittelverarbeitung laden Interessierte ein vorbeizukommen. Ich selbst konnte dort lernen, wie sich Ingwerbier herstellen lässt, Zwiebeln und Kohl zu fermentieren und einen Kompost nach dem Bokashi-Prinzip herzustellen.

Der Ort funktioniert aufgrund des Engagements einzelner Personen und Initiativen, die regelmäßig akitv sind. Dazu zählt unter anderem das Projekt Comunità Frizzante (übersetzt: prickelnde Gemeinschaft), das seit 2019 unter dem Motto "Getränke herstellen, um Gemeinschaft zu schaffen" kohlensäurehaltige Getränke produziert und dabei partizipative Methoden anwendet. Unterschiedliche regionale Akteur:innen werden von der Auswahl der Zutaten bis hin zur Produktion mit einbezogen. Comunità Frizzante nutzt das gemeinsame Wandern dazu die Region, ihre Pflanzen, Kräuter und Früchte zu erkunden. Inspiriert ist die Idee von dem sozialen Unternehmen Company Drinks aus Großbritannien. Der Gedanke der gegenseitigen Beeinflussung, der Interdependenz oder auch des Voneinander-Lernens ist zentral für die Praxis von Comunità Frizzante, weshalb sie Mitglied des idt.-Netzwerks sind, einer Initiative für nachhaltiges Wirtschaften und alternative Ökonomien, die Interdependenzen sichtbar machen soll.

Den theoretischen Rahmen sowie experimentelle Praxisformate liefert das Alpine Community Economies Laboratory (ACEL). Das Ziel ist es, einen geschlechtersensiblen Werkzeugkasten zu entwickeln, der die Bürgerbeteiligung im Hinblick auf wünschenswerte Zukünfte erleichtert. So entstand in einem der Workshops die Idee für den Forno Vagabondo, einen auf einem Lastenfahrrad montierten Ofen zum Backen von Brot, Pizza und Focaccia. Die Umsetzung erfolgte durch die Transformationsdesignerin Flora Mammana. Als Gemeinschaftsobjekt der La Foresta steht er für genussreiche Nachmittage und Abende zu Verfügung. So hat er bereits einige Täler des Trentino zu Gesicht bekommen. Inspiriert von Gärungsprozessen, die beim Brotbacken eine große Rolle spielen, beschäftigte sich Flora Mammana mit dem Potenzial gemeinschaftlicher Aktivitäten als Fermentator für Konzepte einer wünschenswerten Zukunft. Der Ofen ist also nicht nur ein funktionales Objekt, sondern dient auch als Mittel zum Austausch von Zukunftsvisionen. Eine weitere Idee, die während der ACEL-Workshops auf fruchtbaren Boden stieß, ist der Waldkindergarten Sottobosco. Seit September 2020 kommen Kinder zwischen 3 und 7 Jahren auf den Bauernhof La Fonte in Mezzomonte, um in der Natur zu spielen, zu lernen und zusammenzusein.

Das Netzwerk um La Foresta zeigt, wie mit Spaß an den brennenden Themen unserer Zeit gearbeitet und zivilgesellschaftliches Engagement gefördert werden kann.